Als die Idee geboren wurde, für die Projekttage der EF/Jahrgang 11 eine Wanderung anzubieten, war die große Frage, ob sich überhaupt irgendwelche SuS freiwillig für solch eine im Jugendalter traditionell unbeliebte Tätigkeit melden würden.
Denn neben einem Lockmittel – der Übernachtung in der Jugendherberge Lindlar – gab es noch zwei zusätzliche Haken an der Sache: die Strecke bis zum Ziel sollte knapp 25km betragen, und der Zeitpunkt würde der 25.11. sein, also mit voraussichtlichen Temperaturen nahe am Gefrierpunkt. Umso überraschender war das Ergebnis der Projektwahlen: 40 SuS wollten sich dieser Herausforderung stellen, und trotz eindringlicher Mahnungen, die Strecke nicht zu unterschätzen, blieben fast alle bei ihrer Entscheidung.
So traf sich diese große Gruppe zum genannten Datum am S-Bahnhof Bergisch Gladbach, um den „Gewaltmarsch“ in Angriff zu nehmen. Schon nach kurzer Zeit konnte der Asphalt verlassen und Waldboden betreten werden, und nach einer Aufwärmphase von etwa 30 Minuten wartete die erste echte Hürde, ein steiler Aufstieg auf die Romaneyer Höhe. Hier wurde den ersten bewusst, dass es noch ein langer Tag werden würde, trotz Kälte kam man hier gut ins Schwitzen und die erste Pause wurde eingefordert. Anschließend ging es wieder abwärts bis zur Quelle der Strunde, bevor uns der Weg nochmal stetig bergauf und bergab durchs Bergische Land, vorbei an Wiesen, Feldern und Bauernhöfen führte. Nach etwa 10km oder 2,5 Stunden leisteten wir uns dann einen „Kälte-Cheat“, da die Temperaturen keine wirkliche Pause ermöglichten, ohne dass man komplett ausgekühlt wäre, und Einkehrmöglichkeiten bot die Strecke nicht an. So nahmen wir den Bus, der uns gut 6km und zwei fiese Anstiege ersparte, konnten uns 20 Minuten aufwärmen und stiegen im Niemandsland von Hommerich wieder aus, um die noch übrigen 9km Reststrecke anzugehen. Nach einem entspannteren Abschnitt über die ehemalige Sülztaltrasse wurde es bald wieder anspruchsvoller, da bis Lindlar noch einige Höhenmeter überwunden werden mussten. Da hier und da die Beine schon schwer und die Kräfte schwindend waren, musste durch ständiges Ansagen der Restkilometer („Noch 5,5…. Noch 5,4… usw.“) die Motivation in der Truppe hochgehalten werden, was mal besser und mal schlechter gelang. Bald zeigten sich aber die ersten Ausläufer der Zivilisation am Horizont und beflügelten die müden Wanderer/innen. Nach weitern 2,5 Stunden und mit dem letzten Tageslicht konnte die Jugendherberge geentert werden, die uns mit reichhaltigem Abendessen empfing. Danach wurden die Reserven mit Pizzabestellungen weiter aufgefüllt, sodass leider wieder genug Kraft vorhanden war, die Nacht relativ kurz werden zu lassen. Erst auf der Busfahrt zurück nach Bergisch Gladbach forderte der Kraftakt des Vortags/der Nacht seinen Tribut, da kollektiv gepennt wurde.
Fazit: alle Mitwandernden haben die ca. 19km bewältigt, obwohl die wenigsten bisher jemals auch nur annähernd so lange zu Fuß unterwegs waren. Das Verlassen der berühmten Komfortzone für eine zumindest in dieser Jahreszeit eher ungewöhnliche Aktion hat sich in jedem Falle gelohnt!