Heute: Frau Zender zwischen Schreibtisch und Kaffeemaschine
Home Office also. Puh. Schon nach einem Tag, der aus Mails schreiben, Dateien hochladen, Texte tippen und online stellen und Aufgaben berechnen bestand, merkte ich, dass mein Rücken eine sitzende Tätigkeit nicht mehr gewohnt war. Schon am zweiten Tag nach der Schulschließung fehlte mir der tägliche, mehrfache Aufstieg zu unserem geliebten Teamraum im 2. Stock. Ich blieb optimistisch und richtete meinen Arbeitsplatz ein bisschen gemütlicher ein. Und dann gab es erst mal Lehrerbenzin aka Kaffee. Lecker! Also wieder ran an die Aufgaben.
Ah, da, eine Frage per Mail von einem Schüler. Tat das gut. Das Beste am Job ist ja die Interaktion, das Quatschen mit den Schülerinnen und Schülern, das Sprechen, das Gestikulieren, das laute Lachen! Jetzt ist es hier so still.
Nun gut, ich machte das Beste draus und fuchste mich mehr als je zuvor in die digitale Bildung rein. In Zeiten von Corona bieten viele Plattformen ihre Dienste sogar kostenlos an! Da blicke einer durch! Jetzt kamen endlich mal meine digitalen Kompetenzen zum Einsatz, Stichwort: Erklävideo. Yes! Das meine Klasse damit umgehen konnte, war der erste Erfolg im Home Office.
Das ist jetzt ungefähr drei Wochen her. Zu Hause bleiben ist fast zur Routine geworden, die Vermissung des Schulalltags wird immer größer und mit meinem Schreibtisch bin ich ganz gut befreundet.
Mit unserem letzen Mehl backen wir Waffeln – klassische Verdrängung. Auf der Straße laufen Leute vorbei, stolz tragen sie Klopapier vor sich her. Wo bekommt man das denn noch? Ich schnappe frische Luft auf unserem Minibalkon, mache Yoga (denn das Fitnessstudio bleibt ja erst mal zu) und checke noch mal Mails. Feierabend mache ich erst, wenn keine Mails mehr kommen, denn jetzt sind zwar Ferien, aber was sind schon Ferien, wenn die Schule auch vorher schon zu war? Ich denke an all die Leute, die das System tragen, die jetzt ihre eigene Gesundheit gefährden müssen, damit wir weiterhin Essen kaufen, Strom nutzen, Netflix streamen, zum Arzt gehen, saubere Straßen und Treppenhäuser haben können.
Und schon fühlt mein Home Office sich wie Luxus an.
Text und Bilder: Zender