Wie ist es zu Hause? Lehrerinnen und Lehrer berichten

Heute: Mama oder Klassen-Mama? Frau Bayrak über die Anfänge des Home Office vor über zwei Wochen

Was ich für mich in diesen Tagen entdeckte war, dass ich leider Recht hatte. Womit? Ganz einfach, ich bewunderte Menschen, die im Home Office arbeiten konnten und das auch wirklich „konnten“. Ich wusste schon immer: „Home Office war nie meins! Home Office ist Nacht und ich bin Tag.“

Arbeit und Privates verschwammen! Kein gutes Gefühl, weder meiner Arbeit noch meinem Kind oder meiner Mama (70 Jahre), die mit uns zusammenlebt, gerecht zu werden. Vielleicht irrte ich mich und war zu hart zu mir selbst. Aber dieses Gefühl war nun mal da und ich fühlte mich mehr als unwohl damit.

Vielleicht möchte jemand bitte meiner Alin (wird am 22.April übrigens 4 Jahre und darf ihre besten Freundinnen Emma und Liselotte nicht zum Geburtstag einladen) erklären, warum ich tagsüber stundenlang am Computer sitze und Unterricht vorbereite, Kolleginnen und Kollegen antworte, mit Eltern und Schülern telefoniere…

 

Hinzu kommt, dass ich doch auf Lehramt studierte, um meinen Kindern (Schülerinnen und Schülern) in die Augen zu schauen, um sie manchmal an der Hand zu nehmen oder in guten und schlechten Zeiten an ihrer Seite zu sein. Sie konnten sich doch immer auf ihre Klassen-Mama verlassen. Was war nun?

NEIN, ich gab nicht auf. Kein Virus war so stark wie mein Wille! Das durfte es nicht, weil ich es nicht zulasse wollte. Ihr dürft es übrigens auch nicht zulassen.

Ich erinnerte mich wieder an meinen Leitgedanken, den meine Klasse mittlerweile auch nicht mehr hören kann: „Ordnung im Kopf, Ordnung im Leben.“ Also fing ich an nach, einer Lösung für meine neue schwierige Lebenssituation zu suchen.

Für meine Alin erstellte ich einen Tagesplan (siehe Fotos), sodass sie auch ihre Rituale von zuhause oder aus der KiTa beibehalten konnte. Sie war nämlich auch völlig irritiert und ich, als alleinerziehende Mama, musste ihr ihren „Alltag“ wiederherstellen, sodass sie sich wieder irgendwie wohl fühlte.

 

 

Für meine Klasse und die Erziehungsberechtigen war ich immer da, sobald Alin im Träumeland war. Ein grandioser Vorschlag kam auch von meinem Superhero „Ulbrich“. Er hatte die Idee, zusätzliche feste Sprechzeiten mit den Eltern und unserer Klasse festzulegen. Ich willigte sofort ein!

 

Nun habe ich meine „Ordnung im Kopf und meine Ordnung in meinem Leben“ wieder. Nein, gewöhnen möchte mich nicht daran ehrlich gesagt. Aber „die neue Ordnung und Struktur“ hilft mir in dieser schwierigen Lebensphase, weil ich nämlich weiß, dass dies alles irgendwann ein Ende hat und ich hoffentlich wieder vor meiner Klasse stehe und sagen darf: „Behind your chairs, please!“ 😊

Text und Bilder: Bayrak