Unser Namensgeber war uneheliches Kind, Widerstandskämpfer gegen die Nazis, Bundeskanzler und Friedensnobelpreisträger. Und – Willy Brandt war gar nicht sein richtiger Name!
(Für mehr Infos und Fotos: Wikipedia Willy Brandt)
Dieses Gemälde hängt in der Schulstraße in Höhenhaus!
Lebenslauf – politisch und privat (geschrieben von Joachim Bettermann)
Willy Brandt wurde am 18. Dezember 1913 als Herbert Ernst Karl Frahm in Lübeck geboren. Er wuchs in einfachen Verhältnissen auf. Seinen Vater, einen sozialdemokratischen Lehrer, kannte er nicht, er wurde von seiner Mutter, einer Verkäuferin alleine erzogen und vom Großvater.
1932 war er mit der Schule fertig und begann eine Ausbildung in einer Schiffsmaklerei.
Er war schon von zu Hause aus gegen die Nationalsozialisten eingestellt und so flüchtete er im Jahr 1933, als Hitler die Macht übernahm, nach Norwegen.
Bei der Flucht nahm er den Decknamen „Willy Brandt“ an. 1936 traute er sich trotz der Gefahr als Student zurück nach Berlin, um dort gegen die Nationalsozialisten zu arbeiten.
1938 wurde er offiziell von den Nazis ausgebürgert und war damit ohne Staatsangehörigkeit.
Als deutsche Truppen auch Norwegen überfielen, kam er in Gefangenschaft, blieb aber weiter unerkannt.
Als er kurze Zeit später entlassen wurde, reiste er nach Stockholm (Schweden), wo er als Journalist arbeitete und mit seiner ersten Frau, einer Norwegerin, 1940 ein Kind bekam. Da war er erst 26 Jahre alt.
Ab 1942 engagierte er sich in der Sozialdemokratie und trat auch der Partei SPD bei.
Nach dem Krieg kam er zurück nach Deutschland, behielt aber seinen Namen „Willy Brandt“ bei. Brandt war seit 1948 zum zweiten Mal verheiratet und wurde später Vater dreier Söhne.
Er ging in die Politik und wurde 1957 zum Bürgermeister von Berlin gewählt. Berlin war ja eine geteilte Stadt und im Jahre 1961 wurde die Mauer gebaut. Auch zu dieser Zeit war Brandt Bürgermeistee und empfing dort den amerikanischen Präsident John F. Kennedy, als dieser seine berühmten Sätze sagte: „Heute ist der stolzeste Satz, den jemand in einer freien Welt sagen kann: Ich bin ein Berliner“.
In den 60er Jahren änderte sich vieles in Deutschland, alles wurde offener und freier. Willy Brandt wurde 1969 zum ersten sozialdemokratischen Bundeskanzler gewählt mit dem Motto: „Mehr Demokratie wagen!“
Er setzte sich sehr für eine Annäherung zu der DDR (Deutschen Demokratischen Republik) ein, damit sich endlich Verwandte, die durch die Grenze getrennt waren, wiedersehen konnten.
Er sprach davon, dass die zwei deutschen Staaten, „füreinander aber nicht Ausland sein dürfen“.
Berühmt wurden die sogenannten „Ost-Verträge“, durch die Entspannung möglich wurde, unter anderem weil sie die Grenze zu Polen anerkannten.
Willy Brandt war auch der erste Kanzler, der sich voll zu der Schuld bekannte, die Deutschland im Dritten Reich auf sich geladen hatte.
Das Bild, wie Brandt vor dem Denkmal für die Opfer des Warschauer Ghetto-Aufstandes auf die Knie ging und damit um Verzeihung bat, ging um die Welt. Das machte großen Eindruck und half, dass Deutschland in der Welt wieder anerkannt wurde.
Brandt wurde von einem großen US-amerikanischen Magazin zur „Person des Jahres 1970“ gekürt und erhielt 1971 den „Friedensnobelpreis“ für seine Versöhnungs- und Friedenspolitik.
In Deutschland machte er sich aber nicht nur Freunde damit und auch in seiner eigenen Regierung gab es Probleme.
1974 trat Willy Brandt zurück, als es einen Skandal um einen Spion gab, der sich als sein Berater ausgegeben hatte und dabei entscheidende Informationen der Regierungsarbeit des Kanzlers an die DDR und die Sowjetunion (heute Russland) verraten hatte.
Von 1979 bis 1983 war Brandt Mitglied des Europäischen Parlaments.
Er setzte sich auch sehr für Entwicklungsfragen ein, also wie ärmere Länder unterstützt werden können. Dafür wurde er vielfach ausgezeichnet.
Er heiratete 1982 ein drittes Mal.
Als 1989 die Mauer fiel und Deutschland 1990 wiedervereinigt wurde, erfüllte sich Brandts Lebenswerk und er prägte den Satz „Jetzt wächst zusammen, was zusammengehört!“
Willy Brandt verstarb am 8. Oktober 1992 in Unkel am Rhein. Er wurde auf dem Waldfriedhof in Berlin-Zehlendorf beigesetzt.
Für viele Menschen ist Willy Brandt noch heute Vorbild und Symbol für Widerstand und Völkerverständigung.