Flüchtlingsinitiative – Interview mit Gabriele Dein

Vielfalt und Offenheit drücken sich nicht nur in bunten Schnürsenkeln aus. Es gibt Menschen, die helfen fremden Menschen ehrenamtlich. Unser Spendenlauf geht dieses Jahr zugunsten der Bürgerstiftung Dünnwald-Höhenhaus. Wir haben mit Gabriele Dein gesprochen, der Koordinatorin der Flüchtlingsinitiative.

 
 

Redaktion Homepage: Seit wann gibt es die Initiative?
Gabriele Dein: Die Initiative wurde im Herbst 2015 von interessierten Bürgern mit
Unterstützung der Katholischen und Evangelischen Kirchengemeinden Dünnwald und
Höhenhaus gegründet. 
HP: Wie kam es zu der Gründung?
G.D.: Die Menschen wollten in ihrem Stadtteil ein Zeichen setzen, dass Geflüchtete
willkommen sind und die Integration nach Kräften unterstützt wird.
HP: Wie viele MitarbeiterInnen haben Sie?
G.D.: In der Initiative arbeiten aktiv ca. 50 ehrenamtliche Helfer mit. Es gibt einen großen
Unterstützerkreis für besondere Events oder bei Sachspenden. Der E-Mail- Verteiler erreicht
250 Personen.
Außerdem gibt es eine Koordinatorin für Ehrenamtliche ( mich) mit 15 Stunden pro Woche,
die erst über das Bistum, dann über die Gemeinde Heilige Familie und aktuell über die Rhein
Energie Stiftung refinanziert wird.
HP: Worin besteht Ihre Arbeit?
G.D.: Die Arbeit orientiert sich an den Bedürfnissen der geflüchteten Menschen und der
ehrenamtlichen Helfer. Sie beginnt bei der Organisation von Sachspenden, Deutschunterricht,
Nachhilfe, Willkommenscafes, Feste, Vermittlung und Unterstützung von Paten, Begleitung
zu Ämtern und Behörden, Hilfe bei Einzügen, Vermittlung von Praktika und Beratung. Wir
sind für alles offen und hören zu. Auch die Kontaktpflege zu Organisationen und anderen
Initiativen gehört dazu.
HP: Wie viele Menschen betreuen Sie?
G.D.: In Höhenhaus und Dünnwald leben noch ca. 420 geflüchtete Menschen, die sich bei
Bedarf melden. Auch zu einigen Familie, die vorher in der Turnhalle Am Portzenacker betreut
wurden und nun im Stadtgebiet verzogen sind, besteht noch Kontakt.
HP: Warum tun Sie das?
G.D.: Uns ist es wichtig, dass die geflüchteten Menschen sich willkommen fühlen. Sie
befinden sich in einer extremen Ausnahmesituation und da wollen wir ein positives Zeichen
setzen.
HP: Was sind Ihre Erfahrungen?
G.D.: Es wäre gelogen zu sagen, wir hätten nur positive Erfahrungen gemacht.
Ich habe in der Zeit viele unterschiedliche Menschen kennen gelernt, die ich ohne unserer
Engagement für die Willkommensinitiative nicht kennengelernt hätte. Das hat mich sehr
bereichert.
Auch der Umgang mit den geflüchteten Menschen, unsere Gespräche mit Händen und Füßen
und ihre großzügige Gastfreundschaft haben mich sehr bereichert.
Der Umgang mit Behörden, Ämtern und Vorgaben hat mich an Grenzen gebracht aber wir
geben nicht auf. Durch den Einsatz für die Initiative bin ich sehr viel kritischer gegenüber den Aussagen von Politikern oder Nachrichten geworden. Ich denke, wir haben noch viele Kapazitäten und könnten noch sehr viel mehr geflüchtete Menschen hier in Deutschland aufnehmen.